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Rede vom 20.06.13 zum Thema: Gründung einer „Eliteschule des Sports“

Es gilt das gesprochene Wort.

TOP 17 – Gründung einer „Eliteschule des Sports“. Dazu sagt der innenpolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Burkhard Peters:

Auch ohne Eliteschulen hat das Land SH eine gute Bilanz vorzuweisen

Ich danke Sportminister Breitner für den klärenden Bericht und die Erläuterung, dass die Einrichtung einer „Eliteschule des Sports“ in Schleswig-Holstein gegenwärtig nicht - wie von der CDU erhofft - auf der Tagesordnung steht.

Die zunächst angedachte Möglichkeit, die beiden bestehenden „Partnerschulen des Leistungssports“ in Ratzeburg und Kiel zu einer Eliteschule des Sports zusammenzuführen, scheitert an den Kriterien für die Vergabe des Schultitels. Im Übrigen reichen die Schülerzahlen in SH für die Einrichtung einer solchen Internatsschule gegenwärtig schlicht nicht aus.

Bei der Vorbereitung der grünen Fraktion auf diesen Tagesordnungspunkt kam es zu einer munteren Debatte über Sinn oder Unsinn einer Eliteschule des Sports in Schleswig-Holstein. Schon der Begriff „Eliteschule“ war sehr umstritten.

Mir war es wichtig darauf hinzuweisen, dass sich diese Internatsschulen nicht in Kaderschmieden in der Tradition der 25 Kinder- und Jugendsportschulen der ehemaligen DDR entwickeln dürfen.

Tatsächlich scheint es so, dass sich diese besondere Form der Sportförderung zum Zwecke einer höheren Medaillenausbeute bei Olympia ziemlich bruchlos in die wiedervereinte Bundesrepublik hinübergerettet hat. So erfolgreich war eigentlich nur noch das bekannte grüne DDR- Ampelmännchen.

Die jetzt in den neuen Bundesländern noch bestehenden 20 Eliteschulen des Sports waren allesamt bereits vor der Wende Kinder- und Jugendsportschulen. Sportwissenschaftler beklagen immer wieder, dass sich zu viel von dem alten DDR-Geist in diesen Einrichtungen erhalten hat.

Nachvollziehbar ist aber auch das Anliegen, dass Kinder und Jugendliche, die wirklich begabt sind und den großen Traum vom olympischen Siegertreppchen verwirklichen wollen, auch in Schleswig-Holstein eine Sportförderung erhalten sollten, bei der Sportkarriere und Schul- und Berufsausbildung unter einen Hut gebracht werden kann.

Das Motto der Eliteschulen macht mich jedoch skeptisch: „Hier werden aus Talenten Sieger“. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei einer Elitenförderung nicht aus allen Talenten Sieger gemacht werden können. Von den 11.000 in Deutschland auf einer Eliteschule trainierenden SchülerInnen wird nur ein kleiner Teil  auch nur in den Nahbereich einer Medaillenchance oder eines internationalen Titels gelangen, eine Elite eben. Auf der Strecke bleibt ein erheblicher Anteil von Gescheiterten, die gemessen am Erfolg einen zu großen Teil ihrer Kindes- und Jugendzeit bedingungslos dem Leistungssport verschrieben haben, nicht selten getrieben vom hemmungslosen Ehrgeiz ihrer Eltern.

Die frühzeitige Vereinseitigung auf das Training einer bestimmten Sportart birgt die Gefahr der mentalen, emotionalen und intellektuellen Reduzierung in sich. Dies kann spätere Lebens- und Berufschancen verengen und verbauen, ohne dass auf der Habenseite ein befriedigender sportlicher Erfolg zu verbuchen wäre.

In der Vorbereitung auf das Thema stieß ich unter anderem auf einen äußerst interessanten Filmbeitrag des WDR vom 22.04.2013 unter dem Titel „Elitärer Balanceakt“.

Hier kann man sehen, wie sich Kinder teilweise von morgens fünf bis abends acht Uhr für ihren Traum quälen und schinden. Kritisch wird angemerkt, dass der Schulerfolg im Zweifel häufig zurückstehen muss.

Wenn die Vorbereitung auf ein wichtiges Sportereignis im Vordergrund steht, kann die Schulzeit auf manchen Schulen ohne weiteres um ein Jahr verlängert werden. Den jungen Sportlern bleibt nach dem Bericht kaum Zeit, sich selbst und ihren Aufwand für den Sport kritisch zu hinterfragen.

Auch Fragen nach einer Zukunft außerhalb des Sports haben wenig Platz. Besonders aufschlussreich in dem Beitrag ist die Aussage Sportwissenschaftlers Professor Arne Güllich von der Uni Karlsruhe.

Dieser hat die Effizienz der Eliteschulen des Sports untersucht und hinterfragt. Dazu bestand vor allem nach dem aus der Sicht der Öffentlichkeit zu mageren Medaillenergebnis der Sommerspiele von London erheblicher Anlass.

Er kommt zu dem statistischen Ergebnis, dass bei den untersuchten Olympiateilnehmern diejenigen geringere Medaillenchancen gehabt hatten, die am längsten eine Eliteschule des Sports besucht hatten.

Er präferiert eindeutig das Modell des im angelsächsischen Bereich praktizierten Campus-Sport. Dieser ist dadurch gekennzeichnet, dass die SportlerInnen nach einer längeren, nicht-spezialisierten Entwicklungsphase, erst relativ spät ein gezieltes Leistungstraining in einer speziellen Disziplin aufnehmen. Dies erkläre unter anderen Faktoren den erheblich größeren Erfolg im internationalen Wettbewerb von SportlerInnen aus den USA, Kanada, England, Australien und Neuseeland.

Diese These scheint auch durch den vorliegenden Bericht bestätigt zu werden. Die in unserem Land schwerpunktmäßig geförderten Sportdisziplinen Beachvolleyball, Segeln und Rudern lassen ohnehin eine sehr frühe Spezialisierung nicht zu.

Auch ohne Eliteschulen hat das Land SH deshalb mit 16 AthletInnen und drei errungenen Goldmedaillen eine gute Bilanz vorzuweisen.

Die bestehenden Partnerschulen des Leistungssports in Ratzeburg und Kiel und vor allem das Konzept der Profilquote für das Studium sind aus unserer Sicht gute Voraussetzung, um Sportkarriere, Schule, berufliche und wissenschaftliche Ausbildung erfolgreich zu verbinden.

Wir Grünen plädieren daher dafür, die für die Sportförderung vorgesehenen Landesmittel mehr dafür einzusetzen, den Breitensport, Gesundheitssport und den Fun-Sport jenseits der bestehenden Vereinsstrukturen zu unterstützen. Eine Eliteschule des Sports brauchen wir nicht.

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